Ubersetzung

Gertrud Agathe Henkel


 Gertrud Agathe  Henkel
 

 

Die Persönlichkeit, die Henkel in all seinen Unternehmungen als Muse, Liebe, Mitarbeiterin, Beraterin, spirituelle Gefährtin begleitete und unterstützte, war Gertrud Agathe Henkel. Ohne sie und ihre Anstrengungen hätte das Werk Manfred Henkels nicht entstehen können.

Als Tochter eines Sonderschulrektors in Herne groß geworden und nach dem Abitur an der Freiherr-vom-Steinschule in Bochum, studierte sie Archäologie, Kunstgeschichte bei Professor Hans  Seydlmayr und Philosophie in München und Köln. 1963 zog sie nach Berlin, wo sie nach einer Ehe, aus der ein Kind hervorging, sich 1968 von ihrem ersten Mann scheiden ließ und den Maler Manfred Henkel kennenlernte, den sie 1968 heiratete.

Sie nahm dann ein Studium in Pädagogik, Psychologie und Soziologie  an der Freien Universität auf, absolvierte mit Erfolg ihr Didaktikum 1972 an der Zelteroberschule in Kreuzberg, unterbrach allerdings ihr Studium, um sich ganz der Unterstützung der künstlerischen Arbeit ihres Mannes und der Erziehung der Kinder Robert und Suse zu widmen. Erst nach dem Tode Manfred Henkels im Jahre 1988 nahm sie ihr Studium wieder auf und schloss es an der Technischen Universität Berlin mit einem Diplom in Soziologie 1992 ab.
 



Das Thema ihrer Diplomarbeit lautete „Rekonstruktion einer Maltherapie für Jugendliche „Prinzenerziehung für Verwahrloste“ (Begutachter Professor Dr. Wolfgang C. Müller und Professor Dr. Urs Jaeggi), das das Arbeitsprojekt Henkels der künstlerischen Arbeit mit jugendlichen Straftätern am Tannenhof, zu der in der Akademie der Künste 1974 eine Ausstellung stattfand, thematisierte.

Ihr  Einfluss auf Henkels Schaffen war unschätzbar, denn sie leitete ihn durch die Jahre zu einer immer positiveren Weltsicht , „trotz des Risses in der Welt, der die Schöpfung kompliziert macht  und alle geistigen und seelischen Kräfte dauerhaft herausfordert und anspannt“ (Zitat Henkel), gegen Zynismus und Pessimismus, die in der Kunstwelt en vogue waren.
 
 
So schrieb Manfred Henkel kurz vor seinem Tod den Satz
Der produktive Mensch muss an seine Arbeit glauben und glaubt dadurch über seine Arbeit hinaus-Skepsis und Nihilismus erzeugt eher der Umgang mit fertigen Gedanken und Produkten: Arbeit ist Erkenntnisinstrument.

(Terminkalender 1988, Manuskript,persönlicher Nachlass)

Während Henkel sich in seiner frühen Malphase mit dämonischen Kräften auseinandersetzt und  teilweise sehr düstere, aggressive  grelle Bilder malt, ging die Entwicklung zu den weißen Bildern, die am Ende seines Lebenswerkes  stehen. Diese  Bilder zeigen in ihrer Entwicklung das gelassene, zu ausgleichender Ruhe Kommen einer großen Mannigfaltigkeit von Bewegungen, von  einer von sozialer Unruhe, engagierten Teilnahme am politischen Leben und auch an politischen Protesten, Krawallen zur Zeit des „Deutschen Herbstes“ geprägten Kunst zu einer geläuterten, die eine immer stärker werdende Sanftmut, Zärtlichkeit und tiefe Religiosität den destruktiven Tendenzen der Zeit mit konstruktiver Kreativität entgegensetzte. 
 „Wer heute Sensation macht, der schmeißt Bomben, ich male aufbauend auf der Abstraktaktion.“
(Terminkalender Manfred Henkel  5.September 1977, persönlicher Nachlass)

Schönheit wird aus Bejahung der Welt erzeugt und sie appelliert an eine ebensolche Bejahung des Betrachters.“
(in: Gertrud Agathe Henkel, Inspirationsquelle: Wissenschaft, wie der Maler wissenschaftliche Konzepte und Theorien verarbeitet“, 1994, Manuskript,  S.15)
 
 
       (Gertrud Agathe Henkel mit Coco in Saalfelden)

Mit Henkel unternahm Gertrud Agathe Henkel viele Reisen, die zur Inspirationsquelle markanter Werke Henkels wurden. Da er keinen Führerschein hatte, fuhr sie ihn mit dem Auto Tausende von Kilometern durch Europa. Diese fruchtbaren Reisen waren eine wichtige Inspirationsquelle etlicher seiner Werke. Mehrere Reisen führten sie nach Spanien, Montserrat (5 x), Barcelona , Österreich , Saalfelden (3x), ins Kauner Tal, nach Venedig, Olevano Romano, Rom (2x), Paris (2x), die Auvergne, in das Tessin, die Vogesen, an den Timmendorfer Strand, Amrum, Föhr, Cuxhaven, Göttingen,  den Schwarzwald, nach Holstein, Würzburg , Franken(mehrfach), den Harz. Mit dem AIV  unternahmen sie mehrere Reisen nach London sowie Kulturreisen wie z.B. eine Barockreise. Außerdem führten sie in Begleitung des Architekten Bodo Fleischer verschiedene Wanderreisen u.a. in Schottland, in der Schweiz und in Frankreich durch.





Das von Henkel angekaufte Haus am Wannsee, in dem er nur vier Jahre lebte, bevor er an dem Bauchaneurysma verblutete, machte sie nach seinem Tod zu einem Zentrum regen gesellschaftlichen und künstlerischen Lebens, indem sie über zehn Jahre dort in der von ihr gegründeten Galerie (vormals Atelier Henkels) verschiedene Künstler ausstellte.

Dezember 1988 Ampelio Zappalorto

März 1989 Peter Roters

Oktober 1989 Christine Nestler

Peter von Maikowski, Regina Roskoden

Juli 1995    Arno Hüsges 

November 1995 Dieter Ruckhaberle

Mai 1996 Sigrun Paulsen

August 1996  Gerdi Sternberg

April 1997 Hartwig Berthe

September 1997  Dieter Ruckhaberle

März 1998 Christine Nestler

Juni 1998   Tina Sackermann /Inka Nowoitnick    

Dezember   1998    Christine Arweiler 

10.November bis 18.Dezember 1999 Miruna Budisteanu

2000  Leonore Uhlmann Heylan

2000 Manfred Henkel

2000 Frank Mortsiefer

Oktober 2000    Heinz Heisig

2001 März  Arno Hüsges  

 Mai 2001  Evelyn Kuvertz   

September  2001   Margita Fischer

August 2002 Heinz Heisig


Es ist alles gleichzeitig, so wie das Bewusstsein oder auch der Geist Kontakt zu anderen Orten und historisch vergangenen oder zukünftigen Zeiten aufnehmen kann. Alles ist gleichzeitig und räumlich da. Raumzeitlich irdisches Nacheinander gegen raumzeitliche gleichzeitige Ewigkeit des Geistigen.
Geistige Prinzipien, künstlerische und wissenschaftliche Wahrheit und Verantwortung und das positive Handeln der Menschen gegen alle Widerstände sind wichtige Energiequellen für das Überdauern und haben ihren Ort jenseits von Zeit und Raum und ihren Anfechtungen.

(Gertrud Agathe Henkel, Manuskript, Kommentar zu den 28 Porzellanbildern der Cafeteria der BEWAG)

Fussnote
Ihr Lieblingswerk ist der Seidene Schuh von Paul Claudel, das menschliche Liebe und die Liebe zu Gott so genial veranschaulicht.

Was wollte ich anderes , als dir die Freude geben! Nichts behalten! Nur noch dieser Wohlgeruch sein. Aufhören, ich selber zu sein, damit du alles gewinnst. Dort, wo am meisten Freude ist, wie kannst du glauben, dass ich dort nicht sei? Dort wo am meisten Freude ist, dort ist am meisten Proeza! Im Ursprung will ich sein mit dir! Will mich deinem Grunde vermählen! Will lernen, wie Gott nichts für mich zu behalten, dies völlig gut, völlig verschenkte Wesen zu sein, das nichts behält, dem alles genommen wird.Nimm Rodrigo, nimm mein Herz, nimm meine Liebe, nimm diesen Gott, der mich erfüllt! Die Kraft, mit der ich liebe, ist nicht verschieden von der, durch welche du bist

(Paul Claudel, Der seidene Schuh, Seite 255, Otto Müller Verlag, 1939, Deutsche Übertragung und Nachwort von Hans Urs von Balthasar, 11.Auflage)

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